In unserem Produktionsbüro "Adlerhorst" wurde ein professioneller Final Cut Pro Schnittplatz eingerichtet. Die Firma AVC-Systems aus Einsiedeln hat uns hierfür mit einer hochwertigen IT-Infrastruktur ausgerüstet. Unser Filmmaterial umfaßt knapp 7TB Rohdaten, was ca 50 Stunden Filmmaterial entspricht. In den folgenden Wochen wurden diese auf ein 16-TB-Raidlaufwerk aufgespielt und sorgfältig für den Schnitt aufbereitet. Die empfindlichen Fibre Channel sorgen für ein reibungsloses Arbeiten mit den umfangreichen Datenmengen. Jeder einzelne Take wurde nochmals geprüft, die Ordner- und Dateistruktur erstellt und die Aufnahmen gemäß unserer Szenenauflösung gekennzeichnet. Danach folgte über weitere Wochen das Anlegen und das Synchronisieren der Tonspuren an jede einzelne Aufnahme.
Am 4. November 2009 stieß Ruth Schönegge zu uns, die Schnittmeisterin. Endlich konnte die Montage beginnen! Hier erleben wir wieder das Glück einer wundervollen Zusammenarbeit. Ruth Schönegge und Urs Odermatt waren von da ab jeden Tag bis in die frühen Morgenstunden am Schneiden und Werken, begleitet von fröhlichem Lachen und Grunzen, indessen umgeben von einer unsichtbaren Festung aus Konzentration, Spannung und Arbeitseifer. Wie überdrehte Kinder vor Weihnachten freuen sie sich auf das tägliche Ausmustern jeder neuen Szene. Mit Enthusiasmus und Fleiß werden Präzision, Exaktheit und akkurate Schnitte bis zur Perfektion ausgereizt, fast ohne Unterbruch. Die zwei sind echt nicht normal! Kreative Lust und Taten pulsieren hier aus allen Ecken. Die ersten Resultate sprechen für sich. Schon die Anfangsminuten des Schnitts ziehen in einen emotionalen Sog, sind ausgeklügelt und klar erzählt, fließen und reißen mit.
Dennoch sah ich mich eines Tages veranlaßt, ein Machtwort sprechen. Mit heftigem Gejammer und Diskussionsversuchen einhergehend haben Ruth Schönegge und Urs Odermatt schließlich das Verbot der 7-Tage-Woche, das Verbot des 16-Stunden-Tages und die Einführung angemessener Ruhephasen akzeptiert. So war erstmals am 20. November 2009 offiziell schnittfrei, ein Tag, der nun wöchentlich eingehalten wird. So überspitzt diese Schilderung klingen mag, trägt es sich tatsächlich hier im Schnittraum so zu.
In meiner Photokunst, die mein leidenschaftliches Hobby ist, kann ich ohne Hindernisse nach dem Motto „Die Kunst darf alles!“ walten. Niemand außer mir bestimmt, wann, was und wie ich etwas photographieren soll. Die Kunst ist so frei wie die Gedanken. Jedoch ein freies Filmkunstwerk zu erschaffen, dessen Handschrift weder durch Dritte, noch durch hindernde Einflüsse, noch durch ängstliche Kompromisse verwässert wird, ist ebenso wenig selbstverständlich, wie das Zusammenfinden all der benötigten Helfer und Fachkräfte, die sich für genau dieses Werk engagieren und dessen unverwechselbare Handschrift gemeinsam erarbeiten. Was wir nun im Schnittraum sehen, macht erst recht deutlich, wie wir, die 87köpfige Crew, uns die Freiheit für dieses Filmkunstwerk erkämpft haben. Mit viel Herzblut, monatelanger Vorbereitung, Fleiß, Geld, Muskelkater, Schlafentzug, Ausdauer, Ehrgeiz, Kämpfe, Nerven, Durchsetzen, Streitereien, weite Wege, Vertrauen und Ausdauer.
Nun liegt unser tolles Material in den Händen unserer Schnittmeisterin Ruth Schönegge und unseres Regisseurs Urs Odermatt. Ruth Schönegge ist wie sie klingt: Schön, charmant, schlau, einfühlsam, lustig, ausgeglichen und kreativ. Und sie hat ebenfalls ihren eigenen Kopf, der zufällig sich sehr gut mit dem ganz eigenen Kopf von Urs Odermatt ergänzt. Urs Odermatt, der seine Arbeit und seine Ziele genau kennt, hat in ihr eine inspirierende Fachkraft gefunden, die seine Ideen nicht selten zu noch mehr kreativen Möglichkeiten ausbaut. Ganz im Sinne der künstlerischen Freiheit scheuen sich die beiden kein bißchen, sich schnitttechnischer Sünden zu bedienen, die laut Lehrbuch eigentlich nicht gemacht werden dürfen. Bedienen sich schamlos den spannenden Elementen aus der Theaterwelt, oder bauen schräge Elemente gekonnt, konsequent und klar konzeptioniert mit ein.
Wir blicken auf eine ungewöhnliche, reibungslos funktionierende und ausgeklügelte Komposition. Die Augen und Ohren der Kinobesucher dürfen sich auf einige Überraschungen gefaßt machen. Der böse Onkel wird zweifellos für Diskussionen sorgen. Wir sind überzeugt, daß dieser besondere Film seinen festen Platz bei den angesagten Filmen findet.
Bis März 2010 werden Ruth Schönegge und Urs Odermatt an der Montage arbeiten.
Für alle Beteiligten an Der böse Onkel gibt es im Dezember 2009 Mustervorführungen in Windisch und in Offenbach bei Frankfurt (siehe Termine.)
Jasmin Morgan, 1. Dezember 2009
Nach "Bitte!" und "Aus!" kommt die scharfe Schnitte
Der böse Onkel ist in aller Munde. Im Kanton Aargau und in Süddeutschland sorgten unsere Dreharbeiten für reichlich Leben, Schlagzeilen, Stimmung und große Taten. Wir ernteten wohlwollende Bewunderung, Schimpfgeschwader, neugierige Blicke. Und Leute, die sich begeistert in den prickelnden Strudel unseres Drehalltags hineinziehen ließen. Irgendeine Aufgabe gibt es für jeden bei solch einem intensiven und vielseitigen Projekt. Am 2. September 2009 fiel die letzte Klappe. Das quirlige Filmteam schien sich schnell in Luft aufzulösen. Doch der Schein trügt. Hier im Produktionsstützpunkt hoch über Baumwipfeln Vindonissas stehen die Zahnräder nicht still. Ein neue und spannende Phase unseres Projekts hat angefangen. Die Montage.